Oli in Finnland (Suomessa)

26.11.06

Kiitos++



Hallo zusammen,

also da nun die Prüfungswoche beginnt, alle um mich herum schwer lernen, ich aber diese Periode nur zwei Prüfungen zu schreiben habe A(bei Finnisch bin ich optimistisch und die andere erlaubt das Benutzen sämtlicher Materialien), habe ich momentan viel Zeit. Diese verbringe ich nicht nur mit Harry Potter schaun oder es mir gemütlich machen,


nein, ich bereite auch seltsame Mahlzeiten zu:


Natürlich habe ich auch etwas "sinnvolles" hinbekommen und seit langer Zeit mal wieder etwas programmiert. Herausgekommen ist ein "Multi-language-support" (an dieser Stelle einen besonderen Gruß an Robert), was im Klartext nur bedeutet, dass in Zukunft auch Finnen und internationale Studenten meinen Blog lesen können, sofern ich denn meine Vorsätze einhalte und mich auch fleißig in finnisch (was echt nicht leicht ist), englisch, spanisch oder vielleicht auch französisch versuche. Über die Art und Weise bin ich mir jedoch nicht ganz im Klaren. Entweder werde ich die internationalen Texte in eine extra Box packen (so wie im letzten Beitrag) oder nur einen kleinen "Umschaltverweis" an den Kopf einer jeden Nachricht stellen (so wie in diesem Beitrag). Ihr könnt dazu gerne Kommentare abgeben.

Nun aber zu den Ereignissen letzter Woche: Am Mittwoch waren wir in der Stadt


bei einem Konzert einer finnischen Humppa-band namens Eläkeläiset, was übersetzt Rentner bedeutet. Nun, die Herren sind zwar schon etwas älter, aber haben den Saal doch sehr gerockt, die Musik war ziemlich nach meinem Geschmack. Etwas verwirrend ist das Deutschtum der Band (T-Shirts mit altdeutscher Schrift, doppelt so viele Auftritte in Deutschland als in ihrem Heimatland, der Begriff "Humpaajugend Deutschland"), aber sie sollen wohl nicht rechtsorientiert sein. Ich habe mir natürlich auch noch einen weiteren Aufnäher für meinen Overall (der hoffentlich bald eintrifft) gesichert. Hier meine bisherige Sammlung:


Am Donnerstag war Thanks-Giving-Day, der Tag, an dem Amerikaner gerne mal "Danke" (fin.: "kiitos") sagen, historisch gesehen, weil Ihnen damals die Indianer über die schlechte Ernte geholfen haben. Ich sage bei
dieser Gelegenheit auch gleich mal Danke, an all die Menschen, die mich bis jetzt unterstützt und begleitet haben, namentlich meine Familie und meine Freund, macht weiter so und danke!
Jetzt hätte ich vor lauter Sentimentalitäten doch gleich das wichtigste am typische amerikanischen ThanksGiving vergessen, das Essen. Nun, ich habe ja einen echt amerikanischen Mitbewohner und er ist alles andere als ein Meisterkoch, aber er hat sich sehr große Mühe gegeben, für unsere WG ein kleines Stück Truthahn zuzubereiten:


Dazu gab es "Kartoffelbrei" und eine spezielle Sauce namens "gravy" welche fast nur aus Mehl und Fett besteht und auch dementsprächend schmeckt. Doch wie gesagt: Die Mühe und Hingabe mit der er uns dieses Essen zubereitet hat, war dem Feiertag doch gebührend.

In Amerika ist am Freitag danach der übelste Einkaufstag und so begab ich mich auch mal wieder in die Innenstadt um mir neben einer neuen Hose, Lidl-einkäufen und Schuhdeo (musste echt sein) auch die deutsche Version von "Kalevala" (dem finnischen Nationalepos) zu leisten. Am deutschen Bücherregal traf ich da auf einen älteren Finnen (und wenn ich Finne sage, meine ich einen Mann, der in die Geschäfte der Innenstadt mit seinem Jogginganzug geht) und kam mit ihm ins Gespräch. Er selbst habe 6 Jahre in Deutschland gelebt, seine Freundin wohne in Erfurt und er sei auf der Suche nach einem Geschenk für sie. Am Ende bestand er darauf, Nummern auszutauschen um eventuell mal ein Bierchen gemeinsam trinken zu gehen. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich über die Gastfreundschaft der Finnen, aber mir ist schon etwas merkwürdig bei dem Gedanken, mit einem 70-jährigen finnischen Jogginghosenträger auszugehen (mir wäre eine 20-jährige Schwedin wesentlich lieber), und so hoffe ich einfach, dass er sich nicht meldet.

Da ich im Internet zufällig (damit rede ich euch und mir ein, dass es dann rechtens wäre) auf eine Hörbuchvariante von Astrid-Lindgren-Geschichten gestoßen bin, welche ich mir in Kleinkindmanier zum Einschlafen anhöre, und ich keinen besseren Abschluss für den Beitrag finde, schließe ich mit einem Rat von Pippi (-lotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter) Langstrumpf:
"Lasst euch nicht von den Wölfen beißen!"
Oli



Heipparallaa kaikki,

tästä lähtien on kansainvälinen yhdistäminen joskus. Mikä design on paras?

Keskiviikona olimme Eläkäläisten konserttissa. Oli ihan hauska ("minä olen pöpi") ja nyt minulla on uusi merki:


Torstaina oli Kiitospäivä (Jeremy on tehnyt kalkkunaa) ja Usmanin syntymäpäivä (mutta emme tienneet).


Perjantaina oli keskustassa


ja olen ostanut Kalevala saksaksi. Kirjan kanssa minä teen kodikas kotona


ja syön pizzaa


koska ehdin paljon (minulla on vain yksi tentti).

Nähdään,
Oli

Tämö on yritys, jotta voin opiskella suomea. Jos löytät iso vika, oikaise, kiitos.



Hi folks,

well, finally I decided to make this blog here "multilingual", i.e. to offer other languages than German from time to time (hopefully I will be motivated enough). I do this in order to provide my blog to a wider audience (international students and Fins here in Tampere) and to improve my language skills, especially where Finnish is concerned, but also my English or Spanish or French now or then. But still, I am not sure which way is best for that goal: I could arrange it like a little summary in an extra box (as you can find in the last article) or just put a switch on the top of each article (as you can see in this one). So please, vote by giving comments, which solution is best.

As everyone has to learn for exams now except me, I have a bit time to have a cosy day


or a greaaaaaaaaat pizza:


Wednesday we have been downtown


to a concert of a Finnish humppa-band called Eläkeläiset (engl.: pensioners). Well, the music was right my flavour and we all enjoyed the evening. And now I possess another "merki" for my (hopefully soon arriving) overall:


Thursday was Thanksgiving day and, although cooking is not really his hobby, my American flat mate did really great efforts to realize a turkey-meal for me:


The "gravy" was not my taste, but besides that it was good and the fact that he put so much work into it, has really made a holiday out of this day.

In America everyone is doing shopping on the following friday, and so did I. I bought new throusers, German sweets and a German version of the famous Finnish "Kalevala".

Well, of course the German version is still a bit more extended, but I hope you liked the first two international articles...
Bye, tschüß and heippa,
Oli



¡Hola a todos!

Pues, he decido a hacer este blog "multilingual", es decir voy a ofrecer no solo el alemán pero fines, ingles y, a veces, español tambien. Claro, no estoy perfecto en estos idiomas, pero quiero a aprender en este modo.
Pero hasta ahora, no estoy seguro cual de las variantes es la mejor: La de hoy con un botón para cambiar el idioma del texto o la de la ultima vez con el texto en aleman y con un sumario en inglés, fines, español ... en un extra box. ¿Que pensais?

Como todos los otros tienen que aprender para los examenes, tengo mucho tiempo para ponerme cómodo


o comer una grande pizza:


El miercoles estabamos en el centro de Tampere


a un concerto de un band fines que se llama Eläkeläiset (jubilados). A mi me canta la musica y ahora tengo un nuevo "merki" para mi overal/mono:


El jueves, era Thanksgiving y Jeremy cocinó para mí:


El día despues, compré pantalones y el "Kalevala" en alemán.

Espero que vos haya gustado,
hasta la proxima,
Oli

21.11.06

Halt Dich an der verfickten Liebe fest!



Tärkein lyhytsanaisesti

  • Kaikkein ensimmäiseksi: Minun vanhempieni eivät muuta ja siksi minä myöskään.
  • Rakkauslaivassa (eli Loaveboatissa) juo paljon, liian paljon. Mutta Tukholma on tosi kaunis kaupunki.
  • Olimme Stammtischin kannsa jääkiekkopelilla (Tappara-Ilves). Se oli aikamoinen hauska, vaikka (vai koska?) jääkiekkoilijat ovat antaneet keppiä. Tappara on voitanut.
  • Jo olen juhlinut ensimmäisen Pikkujoulun Marjolla.
  • Nykyisin minä kuuntelen musiikkia ja käyn katsomassa TV usein.
  • Lopulta olen filosofoinut elämästä, rakkaudesta ja rakkaushuolista.
Tämö on yritys, jotta voin opiskella suomea. Jos löytät iso vika, oikaise, kiitos.


To cut a long story short

  • The most important first: My parents won't move out this year and thus me neither.
  • They drank a lot on the loveboat, well, too much. But the rock music there was fine and I still love ... Stockholm.
  • We have been to my first icehockey game (Tappara-Ilves) together with the German Stammtisch. It was pretty cool and much action, altough (or especially because?) the players are rather violent to each other. Tappara (which I am fan of now) has won 3:0.
  • I have already been to my first pre-X-mas-party here in Tampere.
  • I watch a lot of TV and listen even more to music those days. Might be because I have quite much time, also for thinking about love, live and everything which goes with it.


en breve

  • Primero, lo mas importante: Mis parentes no van a mover este año y por eso yo tampoco.
  • Dentro el loveboat, la gente bebe mucho, pues, demasiado, pero la musica del rock era estupendo y todavía yo quiero Stockholm.
  • Estabamos a mi promero juego de hockey sobre hielo (Tappara-Ilves) y era grandioso, aunque había tanto violencia dentro la cancha. Tappara ganó 3:0.
  • He estado a mi primera fiesta de Navidad aquí en Tampere


Hallo zusammen,

die gute Nachricht zuerst: Eine weitere Entscheidung in meinem Leben hat sich vorerst von mir abgewendet (man weiß j, dass ich nicht gerade für Entscheidungsfreude bekannt bin). Und zwar haben meine Eltern - eher aus heiterem Himmel heraus - festgestellt, dass sie die neue Wohnung doch nicht mögen, weil es da ungefähr genauso laut sei wie in der jetzigen und das war ja eine der Hauptumzugsgründe. Naja, ich habe es erst einmal dabei belassen und ihnen diese Variante abgekauft...

Kommen wir nun aber zu den Ereignissen der verkommenen, äh vergangenen Tage:
Der obige Versprecher (besser Verschreiber) kann bloß auf ein Event hinweisen. Richtig, das Loveboat nach Stockholm. Nun, ich hatte ja eigentlich nichts anderes erwartet, trotzdem war es eher ernüchternd (oder eben halt gerade nicht) zu sehen, dass es für die meisten wirklich nur ums Saufen ging. Ich hingegen versuchte noch etwas Abwechslung durch Musik und Tanz mit einzubringen (ohne dabei erst auch nur zu versuchen, den vorher ausgehändigten Schlachtplan umzusetzen) und durfte dabei erfreut feststellen, dass es auch heute noch möglich ist, zu Livemusik im Stile der 50er, der Beatles, Abbas etc. Spaß zu haben. Da sich die Freuden nach Mitternacht auf "Boten Anna" und "I don't feel like dancing" begrenzten (will heißen, ich mag diese Lieder, aber das waren fast die einzigen rühmlichen Ausnahmen), verbrachte ich den Großteil der zwei Nächte mit hin- und herwandern um im Endeffekt nicht all zu früh ins Bett zu wandern (man muss seine Stubenhockerattitüde ja nicht gleich jeden auf die Nase binden).
Wenigstens hatte der Trip ja aber auch noch 6 Stunden Stockhom eingeplant und wenigstens da und wenigstens für mich hatte er etwas mit Liebe zu tun. Auch wenn die anderen meine Begeisterung nicht so extrem teilten: ich habe mich da pudelwohl gefühlt. So hielt ich mich nach der wortkargen Stadtrundfahrt auch gar nicht ewig mit meinen mitreisenden auf, sondern handelte im Alleingang meinen Plan ab:
  • das Vaasamuseum
  • das Skansenmuseum
  • die Gamla Stan nochmal bei Tag
  • das örtliche Burger King
Gerade das Skansenmuseum ist das richtige für meine Sonntagspaziergänge mit Frau und Kindern (später mal): ein großer Park mit alten schwedischen Häusern und einen kleinen Zoo.


Am Donnerstag war ich dann zu meinem ersten Eishockeyspiel, beim Lokalderby Tappara gegen Ilves. Ich hatte mich einfach mal den gerüchtemäßig besseren verschrieben (Tappara) und setzte mich gespannt mit Tappara-Fähnchen, Popcorn und Cola auf meinen Platz:


Und ich muss sagen: Die Finnen können auch mal richtig Stimmung machen, mit Trommeln und Cheerleadern und Prügeleien auf dem Eis und allem drum und dran. Obwohl das Spiel aller 20 Sekunden für ne Pause unterbrochen wurde, war es daher nie langweilig. Gerne wieder.


Übrigens hat natürlich Tappara 3:0 gewonnen. Kiitos Tappara!

Während ich die restlichen Abende mit Hausaufgaben (ich kann das Thema "elektronische Patientenakte" kaum noch hören), der ersten Weihnachtsfeier, einem leckeren Chilli-Con-Carne-Abend und einem Treff mit meiner spanischen Buddygroup zum Türmchenbauen (ich muss mir in Deutschland unbedingt einen spanischen Tandempartner suchen) verbracht habe, wurde ich auch noch auf die bevorstehende Weihnachtszeit (besser auf die bevorstehende Vorweihnachtszeit) eingestimmt. Das geschah in Form eines Paketes meiner Großeltern, gefüllt mit Kalendern, Räucherkerzen, einem Räuchermännel, diversen Süßigkeiten (Marzipan herrscht und ist natürlich schon wider alle) und (bemerkenswert wie aufmerksam mein Blog gelesen wird) zwei deutschen Collegeblöcken. Nochmal vielen Dank!
Angeregt dadurch und da mein Medienkonsum derzeit eh sehr hoch ist (ich zeichne jetzt online deutsche Fernsehsendungen auf und bin natürlich auch im Skandalgeprägten studi-vz angemeldet), habe ich mir gleich ein paar deutsche, englische und finnische Weihnachtslieder heruntergeladen und trat damit beim Lautstärkewettbewerb unseres Appartments gegen die Bollywoodmusik meines Mitbewohners an.
Außerdem habe ich ein neues Lieblingslied entdeckt ("Kelpaat kelle vaan" von Juha Tapio), was ich die ganze Zeit verzweifelt versuche zu überstzen, und gute alte Deutsche wieder entdeckt: Achim Reichel, die Ärzte, die Toten Hosen, Heinz Rudolf Kunze und eben Rio Reiser.
Letzterer hat mir den Ohrwurm "Halt Dich an Deiner Liebe fest" eingebracht. Auch wenn ich mich hier schon manchmal gefragt habe, ob die Liebe überhaupt festhaltenswert ist oder sie einfach nur Spaß daran hat, uns alle zu verarschen (Ist schon mal jemanden aufgefallen, dass diejenigen die die Liebe mit Füßen treten, von ihr am meisten profitieren und diejenigen, die um sie kämpfen, ihrerseits nur mit Füßen getreten werden?). Doch gerade dieser Gedanke macht sie mir fast wieder sympathisch. Denn nicht nur bei der Liebe, sondern beim gesamten Leben (oder nennt es Gott, Natur der Dinge, wie auch immer) schätze ich den Zynismus, welcher an den Tag gelegt wird. Wenn das Leben uns nicht immer so ernst nimmt, lernt man dadurch nur, sich selbst und auch das Leben nicht so ernst zu nehmen, und das hat viel positives. Um diese philisophische Runde jedoch abzuschließen, noch eine Frage, die mir vor kurzem durch meinen runden pissblonden Kopf gegangen ist: "Muss Gott eigentlich manchmal kotzen?"
Habt aber keine Angst! Ich plane nicht, die finnische Suizidrate noch weiter nach oben zu treiben (auch wenn die Dunkelheit nicht gerade motivierend ist). Ich will nur nicht verheimlichen, dass es auch mal schlechte Tage gibt. Um so erstaunlicher finde ich, dass ich glaube festzustellen, ein Stück gelassener geworden zu sein und dabei eine mir wichtige Eigenschaft beibehalten zu haben: für sich selbst der beste Auf-den-Boden-Zurückholer zu sein...

Bis auf 'ne kleine Erkältung geht es mir aber momentan ziemlich gut, was man von meiner Personenwaage nicht gerade behaupten kann.

Vor-Vor-weihnachtliche Grüße euch Mitfinnen und vor allem euch November-Sommer-Genießern,
Oli

P.S.: Excuse my French! (entschuldigt meine zu direkte Ausdrucksweise)

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7.11.06

"Und wo willst Du schlafen?"

Terve,

nein, dieser Beitrag soll nicht davon handeln, dass ich momentan auf dem Fußboden schlafe (was ich zwar wirklich tue, aber das nur weil ich schon immer "hassu", quasi komisch war).


Auch nicht davon, dass es heute eine Vorlesung zum Thema "Wie verbessere ich mein Sexleben" gibt, in finnisch natürlich, was schon eine ziemlich vorurteilsbehaftete Zielgruppenauswahl darstellt.

Nein, es kam alles anders: Am Sonntag wurde ich also von meiner Familie angerufen und - ganz nebenbei bemerkt - bei dieser Gelegenheit habe ich auch mal wieder meine Großeltern "live" gesehen.
Da ich bei Ryanair mit meiner "Solo"-Kreditkarte nicht akzeptiert werde, benötigte ich noch etwas Unterstützung aus der Heimat und verkündete den bis daher Unwissenden doch gleich mal, wie meine Weihnachtspläne aussehen. Die Antwort meiner Mutter jedoch fiel etwas unerwartend aus: "Und wo willst Du schlafen?". Noch versuchend, dieses Rätsel zu verarbeiten, hörte ich etwas von einer "neuen Mieterin in Deinem Zimmer". Nun, ich hatte eigentlich prinzipiell nichts dagegen, mein heimisches Bett die paar Tage mit einer hübschen jungen Untermieterin zu teilen...
Doch natürlich hatte ich da nur etwas misverstanden. Was mir meine Eltern eigentlich sagen wollten, war, dass sie demnächst ausziehen werden und ich mein Zimmer höchstens im leeren Zustand noch ein mal sehen werde.
Als wäre das nicht schon verdauungsbedürftig genug, muss man den Leser vielleicht erst ein mal informieren, dass ich schon länger von solchen Plänen wusste und immer gesagt hatte "Also wenn ihr nochmal umzieht, dann ohne mich". Trotzdem haben MaPa (den begriff habe ich aus Lenas Blog geklaut) das wohl nicht übers Herz gebracht und sich für eine Wohnung entschieden, die auch genügend Platz für mich enthält. Da musste ich mich doch vorerst zunächst mal distanzieren und stehe nun vor der Challenge der Entscheidung: Zum einen, ist es relativ sinnfrei, jetzt noch 1,5 bis 2 Jahre bei meinen Eltern zu wohnen und sie dann anschließend mit einer großen Wohnung alleine zu lassen (kost ja auch alles), zu mal ich durchaus die Luft der Freiheit hier in Finnland geschnuppert habe. Zum anderen hat mich Skandinavien aber auch gelehrt, wie teuer ein "eigenes Leben" sein kann und ich bin mir nicht so sicher, ob ich das mit meinem momentanen Einkommen auf Dauer finanzieren kann...

Wie auch immer ich mich entscheiden werde, ich lasse es euch wissen...
Oli

2.11.06

Seitensprünge im Drecksmonat

Hallo zusammen,

nach langer Zeit melde ich mich also mal wieder mit einer Menge zum Berichten. Zu aller erst: Der Titel dieses Beitrages zeugt nicht etwa von negativen Erfahrungen, sondern von der finnischen Sicht auf die Dinge. "Drecksmonat" ist die wörtliche Übersetzung von "Lokakuu", was eigentlich nur Oktober heißt. Der Rest des Titels ergibt sich daraus, dass ich mich im besagten Drecksmonat nicht nur in Lappland und Tampere aufgehalten, sondern auch ein paar Abstecher zu den ehemaligen Besetzern Finnlands, nämlich Schweden und Russland, gewagt habe...

Bevor das Reisen los ging, wude die neue Heimat noch mal gründlich anlässlich des TampereDays unter die Lupe genommen (Bootsfahrt, Märkte, Museen, Handwerk):



Åland
Doch dann war ich wirklich urlaubsreif. Nach den vielen Hausaufgaben, Gelerne, Ärger mit Finanzamt uns Sparkasse, Stress beim Finden einer Unterkunft für Stockholm (außerhalb der Saison fast unmöglich, vor allem wenn zudem noch ein EM-Quali-Spiel in der Hauptstadts Schweden steigt) und ähnlich nervenaufreibenden Dingen konnte ich ein wenig Erholung und ein paar Tage nur für mich gut gebrauchen. Und was soll ich sagen? Die fand ich auf den Ålandinseln wirklich. Zwar war die Hauptsaison vorbei und die meisten Attraktionen daher geschlossen, aber Gelegenheit das Meer, die vielen kleinen Inselchen, die Natur und die schönen Häuser in der Hauptstadt Mariehamn zu genießen, hat man immer.


Vielleicht kurz zur Geschichte: Irgendwann, als sich die nordischen Länder und Russland mal wieder bekämpften, beschloss man, eine kleine Inselgruppe zwischen Finnland und dem heutigen Schweden als neutral und entmilitarisiert zu erklären. Dies brachte Åland eine Sonderstellung in der europäischen Gemeinschaft ein: Zu Finnland gehörend, aber weitestgehend autonom, besitzt es ein eigenes Parlament, eigene Steuern und die Amtssprache ist Schwedisch. Die Männer müssen nicht zur Armee und überhaupt ist man halt irgendwo anders, aber nicht mehr ganz in Finnland. Die Straßen sind rot, die Leute schon etwas eleganter gekleidet, mit Finnisch kommt man nicht weit...
So wurde ich gut auf meinen Schwedenbesuch vorbereitet. Die Zeit nutzte ich für Spaziergänge, eine kleine Radtour (auch wenn ich mich mit dem Ziel der Festung etwas übernommen hatte) und Besuche in Restaurants, beim Friseur (das erste mal in meinem Leben), im Kino oder im Freizeitbad (auch wenn ich mir da eine - an mir - ziemlich lächerlich aussehende Badehose ausleihen musste, das Liegen im warmen Außenpool mit Aussicht auf das Meer hat es wieder rausgeschlagen), sprich zur Entspannung. Falls doch mal noch etwas Zeit übrig blieb, habe ich für die anstehende Prüfung gelernt, was sich gelohnt hat, wieder Bestnote.

Stockholm
Trotz der angenehmen Erholung war ich froh, dass mich in Stockholm Steffi und ihre Freunde erwarteten. Vorher durfte ich mir die Nacht allerdings noch auf der Fähre um die Ohren schlagen, die ich auf wenig bequemen Sitzgelegenheiten verbrachte und die immer wieder von Partygängern, Frühaufstehern, erzählfreudigen Finnlandschweden etc. unterbrochen wurde. Meine Jugendherberge (neudeutsch Hostel) war ganz in Ordnung, auch wenn ich zum Duschen oder Toilettenbesuch erst mal raus auf die Straße laufen musste. Wie dem auch sei, Stockholm ist eine wahnsinnig schöne Stadt, wenn ihr mich fragt. Ich persönlich finde sie fast so schön wie Barcelona, vielleicht sogar noch angenehmer zum Leben.


Die Schweden, zumindest deren Hauptstädtler, sind etwas besser gekleidet und etwas weniger betrunken als die Finnen, auch die Sprache ist einem Deutschen doch etwas angenehmer, aber ich will nicht all zu sehr ins Schwärmen kommen, um meine Finnen hier nicht so zu verraten...
Steffi und ihre Leipziger Freunde waren auch eine super Reisebegleitung, welche mit mir die Stadt gemütlich mit Café- und Kneipenbesuchen erkundet hat.


Stockholm (fin.: Tukholma) hat weniger Sehenswürdigkeiten, Stockholm ist selbst eine. Besonders geil ist die Altstadt "gamla Stan" im mittelalterlichen Stil:


Notfalls kann man aber auch ein paar Museen besuchen, wie das der modernen Kunst:


Alles in allem war es ein sehr schönes Wochenende und ich habe sogar noch ein wenig übrig gelassen für meinen zweitem Besuch im Rahmen des "Love-Boat-Trips" (keine Angst, nicht zu viel, denn man wird wohl nach der Hinfahrt nicht all zu fit sein).
Die Rückfahrt per Fähre war lang und manchmal auch langweilig, ab und zu aufgeheitert durch Clowns, Karaoke oder Bingo. Dann hat mich Finnland aber wieder so empfangen, wie mich Schweden verabschiedet hat:




Lappland
Nach nur einem Tag Pause, der für die Prüfung, Hausaufgaben und Wäschewaschen genutzt wurde, ging es dann mit Jeremy, Silke und Sabine nach Lappland. Die Mädels wollten leider nicht bis zum Nordkapp hoch, trotzdem hatten wir viel Spaß. So haben wir beispielweise beim Überqueren des Polarkreises (Info: nördlich dieser Grenze gibt es mindestens einen komplett dunklen und einen komplett hellen Tag im Jahr)


den Weihnachtsmann besucht und ich habe mich natürlich gefreut wie ein Kleinkind. Leider ist auch Santa im Kapitalismus angekommen und verlangt 15 Euro für ein Foto, weshalb ich nur das als Ersatz anbieten kann:


Nach dem Aufsuchen des Weihnachtspostamts und diversen Souvenirläden (und dem Erwerb von finnischen Ein- und Zweicentmünzen) ging es dann weiter zum ersten Nationalpark. Die kommenden zwei Nächte haben wir in traumhaften "Welt-Hütten" verbracht, mit TV, Sauna, Küche, Grillplätzen und sogar noch traumhafteren Aussichten:


Der Tag wurde neben einem Museumsbesuch vor allem mit dem Thema "Erfolgreich sein beim Klobesuch - a modern approach" verbracht, die Nacht meistens mit einem Bierchen.
Am Freitag, dem 13. Oktober, das Thermometer hatte endlich die Null-Grad-Marke erreicht, machten wir uns dann auf, 6 km durch den Nationalpark zu laufen, mit dem nötigsten Gepäck auf dem Rücken, um dann schließlich nach zwei Stunden eine Ansammlung von Wildnis-Übernachtungs-Hütten zu erreichen, wo wir es uns dann gemütlich machten und die Nacht verbrachten, während draußen der erste Schnee fiel...


Während des Urlaubs lernte ich neben Holzhacken (was mir überaschender Weise richtig Spaß macht) auch wie man am besten ein Feuer macht und dererlei nützliche Überlebensdinge...
Am Schluss unserer lustigen Reise haben wir noch einen kurzen Halt in der hübschen Stadt Oulu gemacht, wo man noch mal den Herbst genießen konnte


und ich auch einen neuen Freund gefunden habe:


Natürlich haben wir auch Rentiere gesehen, ich war bloß nicht so erfolgreich im Fotografieren.


Sogar Elche sind uns über den Weg gelaufen, naja, besser gesagt haben wir mal für ne Sekunde bei einen von den vielen Überholaktionen von Sabine zu sehen bekommen.

Russland
Den Abschluss des Reisemonats Oktober bildete ein Trip nach St. Petersburg und Moskau. Der Begriff "abenteuerlich" beschreibt das ganze wohl am besten, schließlich reden wir über ein Land, wo keiner Englisch spricht und erst recht keiner Lust hast, sich auf Touristen mit Händen und Füßen einzulassen, das Leitungswasser als fast tötlich gilt, die Türsteher richtige Russen sind und man nicht nur daran merkt, dass die den Überwachungsstaat noch nicht ganz verarbeitet haben; selbst beim Frühstück wird man überwacht, die Grenzprozedur dauert ewig und Fotos machen - das geht ja wohl gar nicht. Überall gibt es Lenin, Taschendiebe (sagt man zumindest) und Dreck, da muss man noch nicht mal weit von den Hauptstraßen weg, eigentlich kann man gleich drauf bleiben. Mein Sicherheitsgefühl hat sich aber von St. Petersburg auf Moskau stark verbessert. Während in ersterer Stadt alles unübersichtlich und menschenüberfüllt ist, die Metro sich ewig weit unter der Erde befindet und man in der Hektik gar nicht oft genug nach seinen Habseeligkeiten schauen kann, scheint die Hauptstadt doch etwas mehr unter Kontrolle zu sein, zumindest oberflächig betrachtet. Das ist gleich ein gutes Stichwort, denn Russland ist ein Land der Gegensätze, vor allem was arm und reich angeht. Da fährt der Lada neben dem Mercedes. Und in unserem jugendlichen Leichtsinn sind wir natürlich besonders oft mit ersterem mitgefahren. Uns wurde nämlich geraten, keine offiziellen Taxis, sondern einfach irgendwelche Autos anzuhalten, um nachts ins Hotel zurückzukommen. Das, was ich noch nicht mal in Deutschland gemacht hätte, macht man dann ausgerechnet in Russland - verrückt. Naja, aber wir haben es immer überlebt und es war wirklich günstig (so mit 6 Mann in nem Kleinwagen für 400 Rubel quer durch ganz Moskau, macht 2 Euro p.P.). All das und das russische Essen werden mein Bild von Russland sicherlich mehr prägen als die vielen Sehenswürdigkeiten, die wir natürlich auch mitgenommen haben.
Da wären in St. Petersburg zum Beispiel der Jekatarinenpalast mit Bernsteinzimmer, die Heremitage, alles Zaren- und Peter-der-große-mäßige und die Kathedralen zu nennen:


In Moskau gehört natürlich definitiv der rote Platz zu den "have-to-see"s,


welcher auch gleich an das Lenin-Mausoleum, die ewige Flamme und den Kreml anschließt. Außerdem haben sich Stalin und Co bei der Metro wahnsinnig viel Mühe gegeben. Nur das mit Karl Marx, das haben wir Chemnitzer doch etwas besser hinbekommen:


Natürlich blieb auch das Nachtleben nicht aus. Wobei ich doch etwas enttäuscht über St. Petersburg war, weil im ersten Club haben alle nur mit ihrem Spiegelbild und im zweiten Club nur mit 15-jährigen Kindern getanzt (vor allem widerliche alte Deutsche). Dafür war die Halloweenparty in Moskau sehr gut. Die hatten den weltbesten Mojito dort und meine "Verkleidung" als schwuler Außerirdischer kam zum Glück nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Mädels gut an, die gerne mal anfassen oder ein Foto machen wollten. (so eines kann ich hoffentlich bald mal nachreichen).

Doch nicht nur in den Clubs, sondern auch im Nachtzug


wurde ordentlich gebechert, was den sich nach Ruhe sehnenden Oliver mal ausnahmsweise nicht ganz so entgegen kam.
Trotz etwas schlampiger Organisation war es doch ein ganz interessanter Ausflug in eine nicht ganz so europäische Welt.

Weiter geht's...
Mittlerweile ist der Drecksmonat vorbei und wurde vom November abgelöst, welcher hier nicht wirklich einen optimistischeren Namen trägt: Monat des Todes.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein mal beschwichtigend auf die Befürchtungen meiner Familie eingehen, welche schon Angst hatte, ich würde zum Alkoholiker werden. Das dazu Anlass gebende Foto in Daniels Blog zeigt mich allerdings zu Beginn der Party, ich hatte also noch gar nichts getrunken, ich seh halt immer so furchtbar aus...
Nach dem Trinken sehe ich nämlich eher so aus:


Wie dem auch sei, ich finde Bier und Wein auch weiterhin geschmacklich weniger anregend, und Schnaps habe ich auch schon in der Heimat gerne zu gesellschaftlichen Anlässen getrunken. Jene sind hier bloß etwas mehr geworden. Trotzdem tue ich euch den Gefallen und nehme mich etwas zurück, denn wie man auf dem Foto vielleicht sieht: der Alkohol schadet in erster Linie meiner Figur und meinem Geldbeutel...

Die Zeit vertreiben wir uns hier auch manchmal noch etwas harmloser, mit Kino, DVD, Spieleabenden,


gemeinsamen Kochen/Backen oder ständiger Frisurveränderung meiner Seits.
Natürlich studieren wir auch noch ein wenig nebenbei, wobei ich freudig berichten kann, dass die zweite Periode für mich etwas ruhiger und interessanter zu werden scheint als die erste.

Ach ja, und, obwohl ich weiß, dass es in Deutschland auch schon geschneit hat, will ich mich trotzdem noch in die Reihe derer einreihen, welche schon freudestrahlend nach hause berichtet haben: "Wir haben Schnee!"


Da kommen doch schon richtig vorweihnachtliche Gefühle auf. Zum Glück gibt es bei Lidl jetzt endlich Weihnachtsgebäck und damit auch Marzipan und zum Glück haben wir schon schöne Ideen für den Dezember gesammelt (Adventskalenderaustausch, Wichteln zu Nikolaus, gemeinsames Backen, Weihnachtsfeiern...). Trotz alledem habe ich mich entschlossen, es den meisten hier gleich zu tun und über Weihnachten der Heimat einen kleinen Besuch abzustatten. :-)
Ich hoffe doch sehr auf ein großes Lächeln vor den Monitoren und wenn alles gut geht, sieht man sich vielleicht mal in der Zeit zwischen dem 21. Dezember und 6. Januar.

Bis zum nächsten mal eine schöne Zeit,
euer Oliver

P.S.: Watch out for changes! Ich habe nämlich darüber nachgedacht, meinen Artikeln in Zukunft noch kleine Extras wie eine Zusammenfassung in Finnisch oder allgemeinen Eindrücken oder so hinzuzufügen, so dass ich an diesem Eintrag eventuell noch das ein oder andere ändern werde.

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